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Coffee & Cake

Event Report: Der globale Süden und das Ende der Theorie der internationalen Beziehungen

Professor Chih-yu Shih von der der Tongji Universität in Shanghai besuchte die AIA und diskutierte bei Coffee & Cake mit den Fellows über neue Perspektiven auf die Internationalen Beziehungen. Insbesondere aus dem Globalen Süden werden seit einiger Zeit Impulse für eine kritische Reflexion des vornehmlich von westlichen Forschern entwickelten Kanons an klassischen Theorien gegeben. Implizite Prämissen der so genannten Heiligen Dreifaltigkeit der Theorien zu den Internationalen Beziehungen (Realismus, Liberalismus, Konstruktivismus) gehen auf das westfälische Staatensystem im Europa der Neuzeit zurück. Oftmals, so Chi-yu, wirken hier unreflektierte koloniale Denkmuster fort. „Die Theorie der internationalen Beziehungen, wie wir sie kennen, ist ein Kind der kolonialen Gewalt. Deshalb müssen wir sie beenden und ersetzen,“ erklärte Chi-yu. Der Globale Süden versteht Chi-yus Analyse zufolge zunehmend mehr in der Rolle des Subjekts und nicht nur des Studienobjekts. Seine Thesen wurden von den Fellows ebenso offen wie kontrovers diskutiert. Insbesondere wurde die Frage debattiert, inwiefern der Globale Süden als einheitlicher Akteur verstanden werden kann. Auch die Rolle Chinas in diesem Kontext wurde hinterfragt. Am Ende der Diskussion stand das klare Ergebnisse, dass die klassisch kanonisierten Theorien der Internationalen Beziehungen zunehmend unter Druck stehen. Neue Perspektiven werden das Nachdenken über die Internationale Politik in den kommenden Dekaden mehr bereichern als in der Vergangenheit. So bieten sie auch eine große Chance, die Welt des 21. Jahrhunderts in ihrer Komplexität und Vielfalt besser zu verstehen.