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Workshop

Event Report: Nationale Soft Power

Politik, Strategie und Messung

Im Mittelpunkt des von AIA Fellow Stuart MacDonald organisierten Fellow Workshops stand der Begriff und das Konzept von „Soft Power“, das von dem jüngst verstorbenen amerikanischen Politikwissenschaftler Joseph Nye mit seinem 1990 erschienenen Buch „Bound to Lead: The Changing Nature of American Power“ populär gemacht wurde und das jeder kennt, der einmal Politikwissenschaft studiert hat. Eine Kritik am Konzept der Soft Power, verstanden als Fähigkeit, zu kooptieren statt zu zwingen, bestand immer darin, dass sie sich vage beschreiben, aber empirisch kaum messen lässt. Stuart hat nun im Auftrag des British Council eine vergleichende Studie in über 25 Ländern vorgelegt, in der Soft Power gemessen wird.

Deren Key-findings und die methodischen Grundlagen standen im Mittelpunkt des Workshops. Mona Lotten, Leiterin der Abteilung für Soft Power Research and Insight beim British Council eröffnete den Workshop mit einer grundsätzlichen Reflexion zur Bedeutung von Soft Power und warum dem British Council akademische Expertise in diesem Bereich sehr wichtig ist. Während Stuart und Andrew Murray ihre Ergebnisse vorstellen, ordnete Evie Aspinall, Direktorin der British Foreign Policy Group Soft Power, die britische soft power in die Außenpolitik des Vereinigten Königreichs generell ein. Jake van Clief von der Universität Edinburgh und Gründer des AI-Unternehmens EDUBA erläuterte die methodischen Grundlagen der Messung von soft power, wobei er vor allem die Möglichkeiten, die AI-Instrumente mittlerweile bieten, thematisierte. Ilan Manor von der Ben Gurion University setzte sich mit der Digitalisierung und ihrem Potential für den Einsatz von soft power-Instrumenten auseinander. Katja Freistein kommentierte ausführlich die Studienergebnisse und wies auf weiterführende Literatur dazu hin.

In den Diskussionen zeigte sich, dass der Erfolg von Soft Power weniger von der Höhe der Ressourcen als von strategischer Kohärenz abhängt – also vom Zusammenspiel politischer Ziele, Institutionen und Programme. Deutschland erzielt hohe Effizienz durch das Zusammenspiel von Goethe-Institut, DAAD und GIZ, muss aber wegen Budgetkürzungen seit 2024 umstrukturieren. Südkorea zeigt mit der Korean Wave, dass kulturelle Industrieexporte staatliche Investitionen wirksam verstärken können. Großmächte wie die USA, China und Frankreich reduzieren ihre Soft-Power-Budgets deutlich.

Unter dem Strich wurde deutlich, dass die Schwächung etablierter soft-power-Mächte auf der einen Seite und der Aufstieg mittlerer Akteure auf der anderen Seite, die globale Soft-Power-Landschaft grundlegend verändert hat und dass dadurch neue strategische Spielräume entstanden sind.

Info:

Stuart MacDonald

Fellow AIA NRW